Bärbel Klepp und ihre Berufung im psychosozialen Case-und Caremanagement

Liebe Leserinnen,

Dr. Bärbel Klepp wurde mir aus dem Umfeld meiner Interviewpartnerinnen vorgeschlagen. Vor allem, weil sie mit  50+ ihren eigenen Beruf erfunden hatte und heute ihre Berufung lebt…

Ursprünglich als Tierärztin ausgebildet, hat eine bemerkenswerte berufliche Reise hinter sich, die von der Veterinärmedizin über die Pharmaindustrie bis hin zu ihrer heutigen Arbeit als psychosoziale Beraterin und diplomierte Case- und Care-Managerin reicht. In ihrem Interview erzählt sie, wie sie diesen spannenden Weg beschritten hat und warum es nie zu spät ist, eine berufliche Veränderung zu wagen.

Von der Tiermedizin zum Gesundheitsmanagement

Klepp begann ihre Karriere als Tierärztin, doch schnell stellte sie fest, dass sie sich mehr für die Geschichten und Bedürfnisse der Tierbesitzer interessierte als für die Tiere selbst. Diese Beobachtung, kombiniert mit ihrem Drang nach persönlichem Wachstum, führte sie schließlich in die Pharmaindustrie. Dort arbeitete sie in verschiedenen Management-Positionen, unter anderem in den Bereichen Compliance und Lobbying, und gewann umfangreiche Einblicke in das Gesundheitswesen. Doch mit der Zeit fühlte sie sich immer weiter von den Menschen entfernt, denen ihre Arbeit eigentlich dienen sollte: „Ich habe gemerkt, dass mir der direkte Kontakt zu den Menschen fehlt“, sagt sie.

Die Suche nach Sinn und Erfüllung

Mit 50 Jahren beschloss Klepp, sich noch einmal neu zu orientieren. Sie wollte etwas tun, das nicht nur für sie selbst Sinn stiftet, sondern auch anderen Menschen hilft. Ihre Entscheidung fiel darauf, eine neue Ausbildung zu beginnen. An der Sigmund-Freud-Universität absolvierte sie die Ausbildung zur akademischen psychosozialen Beraterin und ergänzte diese durch eine Qualifikation im Case- und Care-Management. Diese neue Richtung gab ihr nicht nur beruflich einen Neustart, sondern brachte sie ihrer wahren Berufung näher: „Es war ein innerer Ruf, etwas zu tun, das anderen und mir selbst Sinn gibt“, erklärt sie.

Der Schritt ins Case- und Care-Management

Heute arbeitet Klepp als psychosoziale Case- und Care-Managerin, wo sie Menschen in schwierigen Lebenssituationen begleitet. Ihre Aufgabe ist es, als eine Art „Lotse“ durch das komplexe österreichische Gesundheits- und Sozialsystem zu führen. Besonders Menschen mit chronischen Erkrankungen oder lebensverändernden Diagnosen profitieren von ihrer Expertise. „Wenn man plötzlich mit einer Diagnose konfrontiert wird, ist es oft schwer, sich im System zurechtzufinden. Meine Aufgabe ist es, Menschen in dieser Phase zu unterstützen und ihnen zu helfen, ihre nächsten Schritte zu planen“, sagt Klepp.

Ihre Arbeit ist nicht nur organisatorischer Natur, sondern sie hilft den Betroffenen auch emotional, sich mit ihrer neuen Realität auseinanderzusetzen. Dabei kommen ihr sowohl ihre medizinische Ausbildung als auch ihre Erfahrung im Bereich Patientenkommunikation zugute. Sie weiß, wie wichtig es ist, sich Zeit zu nehmen, um die Ängste und Sorgen der Betroffenen ernst zu nehmen.

Die Bedeutung von Zeit und Kommunikation

Für Klepp ist Zeit ein entscheidender Faktor, besonders im Gesundheitswesen. Sie betont, wie wichtig es ist, den Menschen wirklich zuzuhören und ihnen Raum zu geben, ihre Gedanken und Ängste auszudrücken. „Viele Menschen wissen gar nicht, was sie wirklich wollen, wenn sie mit einer schwierigen Situation konfrontiert werden. Es braucht Zeit und Geduld, um herauszufinden, was ihnen wichtig ist“, sagt sie. Diese tiefe Verbindung zu ihren Klienten gibt ihr täglich Erfüllung: „Das schönste Lob ist, wenn jemand sagt, dass meine Unterstützung wirklich hilfreich war.“

Beruflicher Neustart als Bereicherung

Dr. Bärbel Klepps Geschichte zeigt eindrucksvoll, dass es nie zu spät ist, sich beruflich neu zu erfinden. Sie entschied sich, in der Mitte ihres Lebens eine neue Richtung einzuschlagen und ihre langjährige Erfahrung zu nutzen, um anderen Menschen zu helfen. Ihre Karriere zeigt, dass es in jedem Alter möglich ist, einen Neustart zu wagen und dabei nicht nur beruflich, sondern auch persönlich zu wachsen.

Ihr Weg ist ein Mutmacher für alle, die sich beruflich verändern wollen, aber vielleicht noch zögern. Besonders für Frauen über 50, die vor einem beruflichen Neustart stehen, kann ihre Geschichte eine wertvolle Inspiration sein.

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